Holstein Kiel zeigt im Testspiel gegen Eintracht Braunschweig zwei Gesichter

Das kann und wird Holstein Kiel Trainer Marcel Rapp nicht gefallen haben, was seine Jungs auf dem Rasen in Projensdorf ihm und den 543 Zuschauern im Testspiel gegen Eintracht Braunschweig in der ersten Halbzeit angeboten haben. Die Kieler bemühten sich zwar um Ballbesitz und Struktur und versuchten das Spiel zu machen, aber es fehlte völlig an Energie, Dynamik und überraschenden Momenten. Fast schon gelangweilt wurde der Ball immer wieder langsam und behäbig von der einen auf die andere Seite hin und her geschoben. Die Eintracht hatte keine Mühe diese ideenlose Ballzirkulation zu verteidigen und schaffte es ihrerseits immer wieder aus tiefen Ballgewinnen heraus blitzschnell umzuschalten und so Nadelstiche zu setzen.

Einer dieser Konter, die zeitweise von den Kielern auch nur halbherzig verteidigt wurden, führte auch schon früh zum 0:1. Marvin Lee Rittmüller (12.) war es, der aus halbrechter Position die Kugel ins lange Eck schlenzte. Die Kieler versuchten es auf der linken Seite immer Mal wieder mit situativen Positionswechseln zwischen Fiete Arp, Marco Komenda und John Tolkin, aber auch dieses Vorgehen brachte auf der Gästeseite keine Verunsicherung. Auch ergebnistechnisch kam es vor der Pause noch dicker. Nach einem einem völlig unnötigen Schnitzer in der Holstein-Defensive nutzte Johan Gomez (35.) die sich bietende Chance und markierte per Nachschuss das 0:2.

Die Platzherren wachten in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte endlich auf und konnten die ersten nennenswerten Torchancen für sich verzeichnen. Zuerst setzte Marvin Schulz (42.) aus 18 Metern den Ball knapp neben das Tor, und anschließend bereiten Kapitän Lewis Holtby und Alexander Bernhardsson KSV-Mittelstürmer Benedikt Pichler (43.) seine erste Chance vor, doch dieser jagte das Spielgerät aus der Drehung aus zehn Meter Torentfernung deutlich über die Querlatte. „Uns hat in der ersten Halbzeit die Energie gefehlt. Inhaltlich war es zwar ok, aber gefühlt haben wir die Basics vermissen lassen. Da muss von uns mehr Punch kommen“, zeigte sich KSV-Coach Marcel Rapp enttäuscht von seinen Jungs, da er auch für den unmotivierten Auftritt keine Erklärung hatte. „Wir konnten heute sehen, was die Wahrheit ist“, spielte Rapp auf das Nicht-Empfehlen einiger Akteure für das nächste Pflichtspiel gegen Bremen an.

Zur Pause kam Nicolai Remberg in die Partie, der dem Holstein-Spiel im Zentrum deutlich mehr Schwung verlieh. Bereits in den ersten zehn Minuten des zweiten Abschnitts kam es zu zwei kleineren Torannäherungen durch Fiete Arp und Carl Johansson. Auch die etwas zeitversetzte Hereinnahme von Lasse Rosenboom auf der rechten Seite für Timo Becker wirkt sich positiv auf das Spiel nach vorne aus. Zudem stellte Marcel Rapp nach einer guten Stunde hinten von Vierer- auf Fünferkette um, was eine Anspielstation mehr in der Offensive zur Folge hatte, was sich auch promt durch immer höher werdenden Druck auf der Braunschweiger Tor, das nach der Pause von Leon Herdes gehütet wurde, bemerkbar machte.

Magnus Knudsen (70.) hätte auf Vorarbeit von Arp bereits den Anschlusstreffer erzielen müssen, doch wurde er im aller letzten Moment einschussbereit von der Eintracht-Defensive entscheidend gestört. Zwei Minuten später war es dann Holby (72.), der plötzlich völlig frei stand und zum 1:2 traf. Die Störche erhöhten nun minütlich die Schlagzahl und hatten eine Großchance nach der anderen. Steven Skrzybski, der nach Einwechslung sofort funktionierte, trieb den Ball dynamisch durchs Zentrum, schob nach rechts auf Knudsen (73.), doch dessen strammer Schuss aus 14 Metern wurde im letzten Moment geblockt. Zwei Minuten später gewann Skrzybski den Ball an der Mittellinie, sah dass Herdes zu weit vor seinem Kasten stand, überlupfte ihn geistesgegenwertig aus fünfzig Metern, doch der Ball klatschte nur an den Torpfosten. Der nächste Hochkaräter ließ nicht lange auf sich warten. Arp zog energisch von links in den Strafraum, sah den besser postierten Rosenboom (83.), doch dieser setzte den Ball neben das Tor.

Fünf Minuten vor dem Ende wurde Skrzybski im Strafraum von den Beinen geholt und der Schiedsrichter zeigte folgerichtig auf den Punkt. Benedikt Pichler (85.) trat an und schob den Ball langsam aber platziert ins linke untere Eck zum überfälligen Ausgleich ein. Dieses 2:2 war auch der Schlusspunkt dieser Partie, in der Holstein Kiel zwei Gesichter zeigte. „In der zweiten Halbzeit war die Energie sehr gut. Da hatten wir unzählige Chancen und hätten ein bis zwei Tore mehr machen können“, zeigte sich Rapp nach vermeintlichem Donnerwetter bei der Halbzeitansprache versöhnlich.

Nicolai Remberg (Kiel) verpasst knapp gegen Torwart Leon Herdes
Steven Skrzybski beim Passspiel vor Kevin Ehlers