„Es tut immer noch weh“ – Skrzybski über Abstiegsfrust, Fankultur und die letzte Chance in Dortmund

Vier Tage nach dem bitteren Abstieg von Holstein Kiel aus der Bundesliga sitzt der Schmerz bei Steven Skrzybski noch immer tief. „Es tut immer noch weh. Das wird es auch noch in zwei Wochen wehtun“, sagt der 31-Jährige im Gespräch – sichtlich bewegt, aber gefasst. Dass der Abstieg nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigeht, zeigt sich auch in der Trainingswoche: „Wenn’s einem egal wäre, wäre es noch schlimmer.“

Trotz des sportlichen Niederschlags herrscht im Umfeld der Kieler ein überraschend positiver Ton. Kein Pfeifen, kein Meckern – stattdessen Stolz. „Man hat ja auch im Stadion gesehen, wie die Fans das aufgenommen haben. Und heute beim Training – es sind keine Ferien, aber es ist richtig viel los. Das zeigt doch, was wir geleistet haben, auch wenn es nicht gereicht hat“, so Skrzybski über die Treue der Anhänger. Dass rund 8.000 Holstein-Fans die Reise zum letzten Saisonspiel nach Dortmund antreten wollen, ist für ihn Ausdruck einer „Riesenbegeisterung“, die sich durch die ganze Saison gezogen habe.

Doch nach dem Schock des Abstiegs geht der Blick nun langsam wieder nach vorn – zunächst auf das finale Bundesliga-Spiel gegen Borussia Dortmund. „Wir haben Samstag noch ein großes Spiel vor der Brust. Wir können alle nochmal Bundesliga spielen“, sagt Skrzybski. Eine Chance, sich mit Würde zu verabschieden. „Wir müssen alles auf dem Platz lassen. Unser Spiel muss nahezu perfekt sein. Nur dann sind wir konkurrenzfähig.“

Emotional wird die Partie in Dortmund für Skrzybski aber auch aus einem ganz persönlichen Grund: „Ich freue mich sehr auf das Spiel. Jeder kann sich vorstellen, was ich da empfinde.“ Seine Vergangenheit bei Schalke 04 verleiht der Partie gegen den Reviernachbarn zusätzliche Brisanz – zumindest für ihn persönlich. Doch der Routinier bleibt realistisch: „Jeder weiß, was da am Samstag auf uns draufzurollen wird.“

Die Vorbereitung auf das letzte Spiel ist für Skrzybski auch eine mentale Herausforderung. Beim Training habe man ihn mitunter mit Kopfschütteln beobachtet – ein Ausdruck der Frustration? „Nein, das nicht. Aber wir hatten jetzt ein paar Tage Zeit, um den Kopf freizukriegen. Jetzt muss der Fokus wieder da sein.“

Auch abseits des Platzes stehen Veränderungen bevor. Leistungsträger wie Lewis Holtby und Timo Becker werden den Verein verlassen. Skrzybski zeigt Verständnis, aber auch Wehmut: „Klar bin ich traurig. Das sind Spieler, die große Verdienste für den Verein hatten – sportlich, aber auch in der Kabine. Das sind Leute, mit denen ich mich sehr gut verstanden habe.“ Dennoch sieht er auch darin eine Chance: „Es ist auch die Möglichkeit für andere, in diese Rollen reinzuwachsen.“

Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen versöhnlichen Abschluss einer schweren Saison. Vor 80.000 Zuschauern im Signal Iduna Park will Holstein Kiel sich noch einmal auf Bundesliga-Niveau beweisen. „Die Kulisse wird brutal sein. Aber es ist ein Bundesligaspiel – und man soll sich trotzdem darauf freuen. Auch wenn man weiß, was auf uns zukommt.“

Bericht und Bilder: Ole Jacobsen.

VIele Zuschauer beim letzten öffentlichen Training von Holstein Kiel