Heider SV: Von der Spitze in die Krise

Mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen startete der Heider SV furios in die neue Oberliga-Saison. Doch zuletzt setzte es drei Niederlagen in Folge – darunter ein deutliches 1:6 gegen Holstein Kiel II. Trainer Markus Wichmann spricht im NordKick-Interview offen über die Gründe für die Talfahrt und blickt voraus auf das schwere Auswärtsspiel beim TuS Rotenhof.

Nach dem dramatischen Scheitern in der Regionalliga-Relegation war die Mission für die neue Saison eigentlich klar: Wieder oben angreifen, wieder Druck machen. Und zunächst schien das auch zu gelingen. Vier Spiele, vier Siege – Tabellenführung. Doch seit dem 23. August ist der Wurm drin.

Zunächst das 1:6-Debakel zu Hause gegen Holstein Kiel II, dann eine 2:1-Niederlage beim VfR Neumünster – und zuletzt eine schmerzhafte 0:2-Heimpleite gegen Außenseiter Nordmark Satrup. Drei Niederlagen in Folge, elf Gegentore – der Heider SV steckt in einer echten Krise.

„Vielleicht ist der eine oder andere kaputt“

Trainer Markus Wichmann sieht mehrere Gründe für den Leistungsabfall – allen voran die extrem kurze Sommerpause nach der Relegation. „Es kann natürlich daran liegen, dass die Pause zu kurz war und der eine oder andere körperlich platt ist. Das sieht man ja auch an unserer Verletztenliste“, so der Coach.

Trotzdem will Wichmann die aktuelle Phase nicht allein auf fehlende Regeneration schieben. Auch interne Umstellungen und ungenutzte Chancen spielen eine Rolle: „Wir haben viele Dinge in der Vorbereitung bewusst verändert. Die greifen aber im Moment noch nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Defensiv nicht wach genug

Ein zentrales Problem sei die fehlende Kompaktheit – vor allem im Defensivverhalten der gesamten Mannschaft. Der Trainer moniert, dass besprochene Inhalte zu oft auf dem Platz nicht umgesetzt werden. „Wir verteidigen aktuell zu schlafmützig. Dinge, die wir vorher klar ansprechen, werden dann einfach nicht umgesetzt. Das kostet uns Tore und Spiele.“ Auch im Spiel nach vorne fehle es aktuell an Zielstrebigkeit und letzter Konsequenz.

Rotenhof als Wendepunkt?

Am Samstag wartet mit dem TuS Rotenhof ein unangenehmer Gegner – gerade in der jetzigen Verfassung. Für Wichmann ist das Spiel mehr als nur ein Punktspiel. „Das ist fast ein kleines Derby für uns. Kurze Anfahrt, viele Zuschauer, geiler Platz – die Jungs kennen sich untereinander fast besser als wir Trainer sie kennen.“

Ein Selbstläufer sei das aber keineswegs – im Gegenteil: „In der aktuellen Situation wird das ein harter Kampf. Wir müssen alles raushauen, um dort als Sieger vom Platz zu gehen.“ Schon im Pokalspiel unter der Woche gegen einen Kreisligisten sollte Selbstvertrauen getankt werden. Der Fokus liegt nun voll auf der Oberliga – und auf der Rückkehr in die Erfolgsspur.

NordKick-Einschätzung: Der Heider SV steht an einem Scheideweg

Die drei Niederlagen in Folge waren ein Dämpfer – aber kein Weltuntergang. Der Kader ist stark genug, um sich aus dem Tief zu befreien. Entscheidend wird sein, wie schnell es gelingt, wieder Grundtugenden wie Kompaktheit, Zweikampfhärte und Konzentration auf den Platz zu bringen.

Die Partie gegen Rotenhof kommt zum richtigen Zeitpunkt: Emotional, kämpferisch, unbequem – genau die Art von Spiel, in der man Charakter zeigen muss. Gelingt dem HSV die Trendwende, kann die Talfahrt gestoppt werden. Gelingt sie nicht, wird aus der Mini-Krise schnell ein echtes Problem.

Artikel und Bild: Ole Jacobsen.