1000-mal gepfiffen – Justin Fedde schreibt Schiedsrichtergeschichte

Wenn am Samstagnachmittag in der Verbandsliga West der Anpfiff zur Partie zwischen dem TSV Friedrichskoog und dem ETSV Fortuna Glückstadt ertönt, dann ist es auch ein historischer Moment: Schiedsrichter Justin Fedde steht zum 1000. Mal auf dem Platz. Eine Zahl, die selbst in höheren Spielklassen Seltenheitswert hat – und im Amateurfußball kaum zu toppen ist.

Mit zwölf Jahren zur Pfeife gegriffen

Der heute 29-Jährige begann bereits im Februar 2009 als Unparteiischer – da war er gerade einmal zwölf Jahre alt. Inspiriert durch seine Leidenschaft für Fußball und Handball, entschied sich Fedde früh dafür, Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen. „Ich wollte mich weiterentwickeln – und natürlich war das Taschengeld damals auch ein Highlight“, erzählt seine Frau Anna heute schmunzelnd. Selbst kickte ihr Mann bis zu seinem 19. Lebensjahr für TuRa Meldorf.

Sein erster Einsatz als Referee ist heute nur noch schwer zu rekonstruieren. Damals wurde noch mit Papier-Spielbericht gearbeitet. Doch eines ist sicher: Aus dem Schüler mit Pfeife wurde einer der erfahrensten Schiedsrichter im Norden.

Beeindruckende Zahlen und große Spiele

Rund 65 Spiele pfiff Fedde seit Karrierebeginn durchschnittlich pro Saison – quer durch Schleswig-Holstein. Dabei ist er in allen Ligen unterwegs, mal an der Linie, meist als Hauptschiedsrichter. Unterm Strich kommt er so auf über 90.000 Minuten Spielzeit – mehr als 1500 Stunden oder 62 Tage seines Lebens hat er auf dem Platz verbracht.

In dieser Zeit verteilte er 2.259 gelbe Karten, zeigte 101-mal Gelb-Rot und schickte 109 Spieler direkt mit Rot vom Platz. Höhepunkte seiner Karriere waren unter anderem das B-Jugend-Pokalfinale 2025 in Malente und das Verbandsliga-„Endspiel“ der vergangenen Saison vor 1.400 Zuschauern zwischen Glückstadt und Horst. Auch weniger schöne Erlebnisse wie ein Spielabbruch in Eichholz oder ein tätlicher Angriff in Kaltenkirchen hat Fedde erlebt – und dennoch nie die Motivation verloren.

Einer für alle Fälle – und für die Familie

Besonders bemerkenswert: Seit der Geburt seiner beiden kleinen Töchter pfeift Fedde trotzdem weiterhin über 80 Partien pro Jahr. Möglich macht das auch seine Familie, die ihn so oft es geht begleitet. „Wir versuchen, immer mit ihm durchs Land zu fahren und ihn zu unterstützen“, sagt Ehefrau Anna, die die Idee für den Artikel hatte. Für sie ist klar: „Er ist ein herzenguter Mensch, hilft auf dem Spielfeld, wo er kann, und ist sich für nichts zu schade.“

Beliebt bei Spielern, Trainern und Kollegen

Fedde ist bekannt für seine klare Linie und ruhige Ausstrahlung – kein Selbstdarsteller, sondern einer, der das Spiel in den Mittelpunkt stellt. Überall wird er freundlich empfangen, häufig auf ein baldiges Wiedersehen angesprochen. Auch der SHFV setzt ihn regelmäßig bei wichtigen Partien ein. Dass ein Verbandsligaspiel als 1000. Station seiner Karriere zählt, passt also bestens.

An den Linien in Friedrichskoog werden ihn Jan Wulf und Finn-Ole Heller unterstützen. Für Fedde, der aktuell für den TSV Barlt pfeift, wird es ein ganz normales Spiel werden – und doch ein ganz besonderes. Eines, das zeigt, was im Ehrenamt alles möglich ist, wenn Herzblut und Durchhaltevermögen zusammenkommen.

Artikel: Ole Jacbsen, Foto: privat (hfr).