Im Topspiel der Oberliga Schleswig-Holstein trennten sich Holstein Kiel II und der SV Eichede 0:0 – und doch fühlte sich das Remis für beide Seiten unterschiedlich an. Die „Jungstörche“ kämpften sich nach zwei Gelb-Roten Karten in Unterzahl zu einem Punktgewinn, während Eichede trotz doppelter Überzahl den Sieg verpasste. Der große Gewinner des Nachmittags hieß damit: SV Todesfelde, der an der Spitze seinen Vorsprung verteidigen konnte.
Frühes Spitzenspiel auf hohem Niveau
Vor rund 250 Zuschauern im Citti-Fußball-Park entwickelte sich von Beginn an ein intensives und taktisch geprägtes Spiel. Eichede trat mutig auf, setzte Holstein früh unter Druck und zeigte, warum das Team von Paul Kujawski derzeit auf Rang zwei der Tabelle steht. Die Gastgeber wirkten phasenweise ungewohnt passiv, fanden aber über Ballbesitzphasen und ein kontrolliertes Aufbauspiel zunehmend ins Spiel.
In der 20. Minute jubelten die Gäste bereits, als nach einem Eckball und einer Kopfballverlängerung der Ball im Netz lag – doch der Linienrichter hob die Fahne. Eine knappe und umstrittene Abseitsentscheidung, die Eichede den möglichen Führungstreffer kostete.
Doppelte Unterzahl für Holstein
Kurz darauf nahm die Partie eine Wendung: Holsteins Gustav Karimi sah in der 31. Minute nach einem unnötigen Foul im Mittelfeld Gelb-Rot. „Das war einfach nicht clever – ein Foul ohne Not“, urteilte ein Holstein-Fan. Trotz Überzahl tat sich Eichede schwer, die numerische Überlegenheit auszunutzen. Kiel verteidigte kompakt, ließ kaum Räume und lauerte auf Konter.
Nach der Pause wurde es für die Gastgeber noch schwieriger: Felix Boelter sah in der 52. Minute ebenfalls Gelb-Rot. Holstein spielte fortan mit nur noch neun Mann – und stellte auf ein enges 4-3-1-System um.
Weiner hält, Prasse rackert – Eichede verzweifelt
Trotz doppelter Unterzahl zeigte die Weiße-Elf enorme Moral. Besonders auffällig: Luca Prasse, der unermüdlich auf dem Flügel arbeitete, zahlreiche Zweikämpfe gewann und sogar gefährliche Konter einleitete.
Eichede suchte derweil verzweifelt nach Lösungen, fand aber selten den Weg durch die Kieler Abwehrmauer. „Wir haben sie zu wenig laufen lassen, das war in der ersten Halbzeit nicht gut genug“, sagte Kujawski. „In der zweiten Halbzeit war es besser, aber am Ende fehlte uns die Präzision.“
In der Schlussphase drängte Eichede vehement auf den Sieg, doch Torwart Timon Weiner wuchs über sich hinaus: Mit mehreren starken Paraden, darunter ein Reflex aus kürzester Distanz, sicherte der 26-Jährige das torlose Remis. Hinzu kamen ein Lattentreffer und ein Kopfball knapp vorbei – der Ball wollte einfach nicht rein. „Wenn der nicht im Tor steht, machen wir ein oder zwei Tore“, so Kujawski anerkennend.
Stimmen zum Spiel
Willi Weiße (Holstein Kiel II):
„Wir haben heute unser Herz auf dem Platz gelassen. In den entscheidenden Momenten hatten wir mit Timon einen Torwart, der uns Präsenz gegeben hat. Natürlich wollten wir gewinnen, aber unter diesen Umständen ist das ein Punktgewinn. Die Jungs haben alles reingehauen und kühlen Kopf bewahrt. Ich finde nur schade, dass wir uns auf ein tolles Spiel 11 gegen 11 gefreut hatten – das war dann leider nicht möglich.“
Paul Kujawski (SV Eichede):
„Wir haben ein sehr gutes Spiel 11 gegen 11 gesehen, mit viel Tempo und guten Zweikämpfen. Danach haben wir unsere Überzahl phasenweise nicht gut genug ausgespielt. Trotzdem hatten wir genug Chancen, um das Spiel zu gewinnen. Ich glaube, dass wir zwei Punkte liegen gelassen haben – aber gegen so einen tiefstehenden Gegner mit dieser Qualität ist das kein Beinbruch.“
Artikel und Bild: Ole Jacobsen.