Abstieg mit Applaus – Holstein Kiel verabschiedet sich erhobenen Hauptes

Ein Spiel, das alles hatte – und ein Ende, das wehtut. Holstein Kiel verliert gegen den SC Freiburg mit 1:2 und steht damit als Absteiger fest. Doch was nach dem Abpfiff im Holstein-Stadion geschieht, ist größer als jedes Ergebnis.

Früher Mut, später Drama

Holstein Kiel begann mutig. In einem von Zweikämpfen und kleinen Fouls geprägten Spiel setzte zunächst Freiburg offensiv Akzente – ohne entscheidend durchzudringen. Die erste große Szene der Gastgeber hatte Steven Skrzybski, dessen Fernschuss nur knapp das Ziel verfehlte. Und dann, nach einem langen Einwurf von Shuto Machino, stieg Alexander Bernhardsson hoch – doch Freiburgs Noah Atubolu parierte sicher.

In der 24. Minute wurde es laut: Erst setzte Freiburgs Matthias Ginter den Ball per Seitfallzieher an die Latte. Holsteins Defensive konnte klären und leitete den Konter ein – nach starkem Umschaltspiel über die linke Seite landete der Ball über Machino bei Lasse Rosenboom. Der blieb vor dem Tor eiskalt – 1:0 für Kiel! Ein Hoffnungsschimmer im Abstiegskampf.

Freiburg antwortete direkt, hatte durch Vincenzo Grifo einen Pfostentreffer und durch Chukwubuike Adamu eine Riesenchance per Kopf. Doch Kiel rettete sich mehrfach auf der Linie – unter anderem durch Machino. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte dann der Rückschlag: Nach einem missglückten Klärungsversuch im Strafraum reagierte Johann Manzambi am schnellsten und glich aus – 1:1. Auch nach VAR-Check zählte der Treffer.

Ein Tor, das alles verändert

Kurz nach Wiederanpfiff musste das Spiel unterbrochen werden – Bengalos im Block sorgten für dichten Nebel. Als es weiterging, schlug Freiburg erneut zu. In der 58. Minute fand Grifo mit einer gefühlvollen Flanke den Kopf von Lucas Höler, der zur 2:1-Führung einköpfte. Trainer Marcel Rapp reagierte, brachte Phil Harres für Rosenboom, stellte auf Viererkette um und setzte alles auf Angriff. Doch Freiburg verteidigte diszipliniert. Kiel rannte an – ohne wirklich zwingend zu werden. Und während Heidenheim gleichzeitig in Berlin führte, verstrichen die Minuten. Die Uhr lief erbarmungslos gegen die Störche. „Die Jungs haben alles auf dem Platz gelassen. Es haben Kleinigkeiten gefehlt“, lobte KSV-Coach Marcel Rapp seine Spieler trotz der Niederlage.

Abpfiff. Abstieg. Applaus.

17:30 Uhr. Der Schlusspfiff ertönt – und mit ihm bricht eine neue Realität über das Holstein-Stadion herein. Holstein Kiel ist abgestiegen. Doch was dann passiert, sprengt die Grenzen des Sports. Die Fans, viele mit Tränen in den Augen, singen lautstark „Holstein, du bist mein Leben“. Keine Pfiffe, kein Frust – nur Stolz. Die Mannschaft dreht eine Ehrenrunde, empfangen von Standing Ovations. Sprechchöre branden auf, die Spieler bleiben lange auf dem Rasen, viele sichtlich gerührt, haben Tränen in den Augen oder weinen bitterlich. Ein Moment der Einigkeit, der in Erinnerung bleibt. „Die Fans sind einfach unglaublich. Die Fans und das ganze Umfeld können einfach einschätzen wo wir uns bewegen. Jetzt gilt es, dass wir alle gemeinsam einen neuen Anlauf in der zweiten Liga nehmen“, so Rapp und fügt dem Ganzen noch drei Schlagworte hinzu: „Alle für Holstein!“

Respekt vom Gegner

Selbst der SC Freiburg, der sich mit dem Sieg einen Riesenschritt Richtung Champions League sicherte, stellte sich während der Kieler Ehrenrunde respektvoll in einer Reihe auf und applaudierte – ein starkes sportliches Zeichen. Erst danach liefen die Freiburger zu ihren Fans, um selbst ausgelassen zu feiern. „Es war eine grandiose Geste des SC Freiburg, dass sie Spalier stehen und anerkennen, was in Kiel geleistet wurde. Das ist im Sport nicht selbstverständlich“, dankte Rapp den Gästen für ihr respektvolles Verhalten.

Fazit: Mehr als nur ein Spiel

Holstein Kiel hat an diesem Tag nicht nur gegen einen starken Gegner gekämpft, sondern auch gegen das eigene Schicksal – und am Ende Würde bewiesen. Der Abstieg schmerzt. Aber die Art und Weise, wie Verein, Mannschaft und Fans damit umgehen, macht Mut für alles, was danach kommt. Denn diese Liebe, dieser Zusammenhalt – sie steigen nicht ab.

Bericht und Bilder: Ole Jacobsen.

Zweikampf Steven Skrzybski gegen Patrick Osterhage
Lasse Rosenboom bejubelt sein Tor zum 1:0
Freiburg steht für Holstein Spalier
Holstein ist abgestiegen, dreht eine Ehrenrunde und wird vom Publikum gefeiert
Freiburg jubelt mit seinen Fans