Starker Regen, aber rund 350 Zuschauer: Holstein Kiel ist zurück auf dem Platz. Im Sportpark Gettorf bat Trainer Marcel Rapp am Montag Nachmittag zum offiziellen Trainingsauftakt – begleitet von dunklen Wolken, aber auch viel Aufbruchstimmung nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga. „Ich sehe einfach Freude – bei uns, bei den Fans, bei den Spielern“, sagte Rapp nach der Einheit. Trotz des verpassten Klassenerhalts sei keine Spur von Lethargie zu spüren gewesen: „Kein Blues, keine Trauer. Es fühlt sich an wie ein neues Kapitel – und wir haben alle richtig Lust darauf.“ Es gab zwar auch viele bekannte Gesichter beim ersten Training, doch das Feld wies einige neue Gesichter auf.
Kurze Pause – und gleich wieder mittendrin
Viel Zeit zum Durchatmen hatte der 45-Jährige nach dem Bundesliga-Abstieg nicht. „Ich hatte vielleicht zehn Tage echte Pause – aber als Trainer ist man sowieso immer mit einem Ohr beim Handy. Wir haben die Neuzugänge abgearbeitet, einige Gespräche geführt. Das gehört dazu.“ Trotzdem sei er wieder bei Kräften: „Ich bin frisch, habe wieder richtig Bock auf Training – das macht mir einfach mega Spaß.“ Da gehört auch ein Video-Call im Urlaub mit Neuzugang Stefan Schwab mit dazu, wie Rapp weiterhin verriet.
Veränderung mit Plan – kein hektischer Umbruch
Der Kader hat sich verändert, aber laut Rapp in einem „normalen Rahmen“: „Klar, nach einem Abstieg ist es vielleicht sogar gut, dass neue Gesichter und neue Energie dazukommen. Aber ich finde nicht, dass es krass ist. Die Jungs, die geblieben sind, haben Bock auf die 2. Liga – und die Neuen passen zu unserer Idee.“ Ein kompletter Neustart sei nicht nötig, so der frühere Jugendtrainer: „Viele wissen, wie wir spielen wollen. Es geht nicht darum, alles neu zu erfinden, sondern Dinge zu verfeinern. Wir haben einen Plan – und das ist nicht das erste Mal, dass wir in Kiel einen kleinen Umbruch gestalten müssen.“
Spielidee bleibt – doch kleine Anpassungen sind geplant
Inhaltlich bleibt Rapp seiner Linie treu, kündigt aber auch kleinere taktische Veränderungen an: „Grundsätzlich werden wir jetzt nicht plötzlich mit fünf Stürmern spielen oder die Bälle wahllos nach vorne dreschen. Aber es gibt Details, die wir anpassen. Etwa, wie wir den Torwart ins Spiel einbinden – da geht’s um Tempo, Entscheidungsfindung, Aufbau.“ Da Keeper Thomas Dähne den Verein verlassen hat, schaut sich Holstein Kiel in Ruhe nach einem weiteren Torwart um. Viele Medien berichten über ein Interesse an HSV-Ersatztorwart Matheo Raab. Dieses konnte aber in Gesprächen in Gettorf nicht bestätigt werden – ganz im Gegenteil.
USA-Reise als Chance – kein Trainingslager mit Sightseeing
Ein echtes Highlight wartet bald auf das Team: die Reise in die USA. Doch wer auf Sightseeing-Touren und PR-Termine setzt, irrt. „Wir fahren da nicht zum Spaß hin“, betont Rapp. „Wir wollen dort richtig arbeiten – und auch als Gruppe zusammenwachsen. Klar ist es etwas anderes mit Jetlag und Umgebung, aber die Bedingungen zum Trainieren sind top.“
Gespannt auf Überraschungen – und auf einen neuen Kapitän
Wie immer zum Start der Vorbereitung schaut Rapp auch auf die Entwicklung einzelner Spieler. „Ob es Überraschungen gibt? Hoffentlich! Ich glaube, da sind einige mit richtig Potenzial dabei.“ Auch beim Thema Kapitän will sich der Coach noch nicht festlegen: „Stefan Schwab ist natürlich erfahren – aber am Ende zählt, wie gut einer Fußball spielt. Und wie stark das Gesamtgefüge ist. Ich habe zu vielen Spielern eine enge Bindung – nicht nur zum Kapitän.“ Fest steht, dass der neue Kapitän nicht gewählt, sondern durch den Trainer bestimmt wird.
Fazit: Holstein Kiel startet mit Energie, Plan und einem Trainer, der spürbar Lust auf den Neuanfang hat. Vieles wird sich zeigen – doch der Auftakt war ein deutliches Signal: Die Störche wollen wieder angreifen.
Bericht und Bilder: Ole Jacobsen.
