Nach der 0:1-Niederlage in Kiel herrschte bei Fortuna Düsseldorf weniger Wut, sondern vor allem Leere. Als die Mannschaft nach Abpfiff zur eigenen Kurve ging, drehten sich die mitgereisten Fans geschlossen um. Kein Pfeifen, kein Rufen – nur ein deutlicher, stummer Protest.
Kapitän Kastenmeier fordert Mentalität ein
Torwart Florian Kastenmeier sprach das aus, was in der Szene mitschwang. „Wir haben große Ansprüche, holen Top-Transfers, aber das ist kein Selbstläufer. In dieser Liga musst du dir alles erarbeiten. Viele haben das noch nicht ganz verstanden“, sagte er. Es gehe jetzt weniger um Taktik, sondern um Haltung: „Jeder muss sich hinterfragen und alles dafür geben. Wir schießen in mehreren Spielen kaum Tore, das reicht nicht.“
Frustration, aber keine Anklage
Der Moment vor der Kurve war für alle sichtbar, aber nicht aggressiv. Markus Anfang zeigte Verständnis für die Fans, ohne sie zu bewerten: „Wenn man so viele Kilometer fährt, will man seinen Verein gewinnen sehen. Die Enttäuschung ist legitim. Wir wären auch lieber mit ihnen zusammen nach einem Sieg auf dem Platz gestanden.“
Rapps Vergleich zu Kiel: Nähe statt Distanz
Holstein-Coach Marcel Rapp blickte auf dieselbe Szene – und zeigte, wie unterschiedlich die Dynamiken in beiden Lagern gerade sind. „In Kiel sehen die Fans, dass unsere Jungs alles reinwerfen. Die wollen, dass wir gewinnen, klar. Aber sie sehen auch, wenn etwas unglücklich läuft und dass wir dranbleiben.“
Rapp machte klar, dass dieses Vertrauen kein Geschenk sei, sondern hart erarbeitet: „Die Fans nehmen wahr, dass die Jungs jung sind, kämpfen, laufen, mit allen Stärken und Schwächen.“ Ein Kontrast: Während Düsseldorf Emotionen verliert, wächst Kiel an ihnen.
Eine Mannschaft am Wendepunkt
Die Szene in Kiel war kein Ausbruch – sie war ein Spiegel. Fortuna spielt ordentlich, arbeitet viel, trifft aber zu wenig. Die Tabelle wird enger, die Pause wichtig. Kastenmeier: „Die Länderspielpause kommt vielleicht zur richtigen Zeit. Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen.“
Artkel und Bild: Ole Jacobsen.