Emotionaler Tiefpunkt in Kiel: Holstein verliert das Nordderby gegen St. Pauli

Holstein Kiel hat im Kampf um den Klassenerhalt einen bitteren Rückschlag hinnehmen müssen. Im ausverkauften Holstein-Stadion verloren die Störche das Nordderby gegen den FC St. Pauli mit 1:2 – das entscheidende Tor fiel in der Nachspielzeit durch ein unglückliches Eigentor vom eingewechselten Max Geschwill.

Die Rapp-Schützlinge begannen das Nordderby mit viel Einsatz und Energie. In den ersten 15 Minuten entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, ohne klare Vorteile für eines der Teams. Beide Mannschaften suchten mutig den Weg nach vorn, agierten aber auch vorsichtig, um keine Fehler zu begehen. In der 21. Minute belohnten sich die Störche: Nach einem schön herausgespielten Angriff über die linke Seite landete der Ball bei Alexander Bernhardsson, der aus rund 18 Metern zum 1:0 traf – flach und präzise in die linke untere Ecke.

Der Rückstand weckte St. Pauli auf. Nach einer kurzen Phase der Kieler Kontrolle kamen die Hamburger besser ins Spiel – und in der 33. Minute zum Ausgleich. Nach einer Flanke von Elias Saad kam es im Strafraum zu einem Zusammenprall zwischen Holstein-Keeper Thomas Dähne und Oladapo Afolayan. Der Ball prallte Danel Sinani direkt vor die Füße – 1:1, trotz Kieler Proteste. Kurz darauf hatte Kiel beinahe die passende Antwort parat: Nicolai Remberg traf die Unterkante der Latte (38.), doch der Ball sprang zurück ins Feld. „Das wäre so ein Momentum gewesen, wo das Spiel nochmal hätte auf unsere Seite kippen können“, trauerte KSV-Coach Marcel Rapp dem Lattentreffer hinterher. In der 44. Minute scheiterte Magnus Knudsen mit einem satten Schuss aus rund 20 Metern am gut reagierenden Gästekeeper Nikola Vasilj. Kurz vor der Pause forderten die Kieler noch einen Handelfmeter – doch Schiedsrichter und VAR entschieden: kein Vergehen. „Wir waren in der ersten Halbzeit einfach zu träge. Kiel hat es immer wieder gut gemacht. Es war ein richtiger Sommerkick von uns“, lobte St. Pauli Coach Alexander Blessin den Nordrivalen.

Die zweite Halbzeit begann mit mehr Spielanteilen für die Gäste. Sinani hatte in der 51. Minute die erste gute Chance, verfehlte das Tor aber knapp. Auch Afolayan versuchte es aus der Distanz, doch Dähne war zur Stelle. St. Pauli dominierte die erste Viertelstunde, doch Kiel fand langsam wieder ins Spiel. Die Partie verflachte allerdings zunehmend. Holstein fehlte im Spiel nach vorne Tempo und Ideen, während St. Pauli sich offenbar mit dem Remis zufrieden zeigte.

Das Spiel schien auf ein 1:1 hinauszulaufen, doch dann der Schock in der Nachspielzeit: Nach einer undurchsichtigen Strafraumszene landete der Ball irgendwie vor dem Tor der Störche. Noah Weißhaupt spitzelte den Ball von der Torauslinie in Richtung Tor, Max Geschwill wollte klären – und bugsierte den Ball ins eigene Netz (90.+2). Der FC St. Pauli sicherte sich mit dem 2:1-Sieg drei immens wichtige Punkte im Abstiegskampf. „Das war eins unserer schlechtesten, wenn nicht das schlechteste Spiel. Es ist ein glücklicher Sieg. Die Partie hatte eigentlich keinen Sieger verdient“, analysierte SIegertrainer Blessin. Für Holstein Kiel hingegen war es ein Rückschlag oder vielleicht sogar der Niederschlag. Sie bleiben auf dem letzten Rang der Tabelle. „Ich habe ein ausgeglichenes Spiel gesehen ohne große Chancen. Die zweite Halbzeit hatte ein sehr überschaubares Niveau“, zeigte sich Rapp enttäuscht, der bemängelte, dass er Timo Becker und Marco Komenda wegen Kreislaufproblemen auswechseln musste und dadurch das Aufbauspiel der Kieler lahmte.

St. Pauli bejubelt den Sieg