Oberliga: Weiße-Elf vergibt Chance, Boden auf Todesfelde gutzumachen – Rotenhof belohnt sich für leidenschaftlichen Auftritt
Spielverlauf kippt spät
Holstein Kiel II kam im Heimspiel gegen den TuS Rotenhof nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus – ein Ergebnis, das den Spielverlauf gleich in mehrfacher Hinsicht auf den Kopf stellte. Die Gäste aus Rotenhof führten nach Toren von Felix Peter Struck (15.) und Florian Kuklinski (51.) bereits mit 2:0, ehe die Kieler U23 in der Nachspielzeit durch Jorden Winter und Luca Prasse noch den Ausgleich erzwang. Damit verpasste Holstein die große Gelegenheit, den Rückstand auf Tabellenführer SV Todesfelde zu verkürzen, der seinerseits gegen Eichede nicht über ein 1:1 hinauskam.
Dominant, aber nicht zwingend
In den ersten 45 Minuten dominierte die U23 das Geschehen klar. Immer wieder kombinierten sich die Gastgeber gefährlich über die Flügel nach vorne, zeigten sehenswerte Passfolgen und eine gute Raumaufteilung. Doch im letzten Drittel fehlte die Konsequenz. Mehrfach fehlte im Abschluss die letzte Entschlossenheit, ehe Rotenhof überraschend zuschlug: Nach einem Schuss aus rund 16 Metern ins kurze Eck ging der Außenseiter mit 1:0 in Führung. Danach verlor Holstein kurzzeitig den Faden, fand aber noch vor der Pause wieder zurück ins Kombinationsspiel – ohne dabei zwingend zu werden. Im zweiten Abschnitt ein ähnliches Bild: Holstein zeigte sich dominant, aber Rotenhof gelang das erste Tor. Erst in der Schlussphase der Partie wurde der Druck der Gastgeber so enorm, dass etwas zählbares dabei heraus kam und der sicher geglaubte Sieg den Gästen doch noch aus der Hand gerissen wurde.
Weiße: „Maximal unzufrieden“
Holstein-Trainer Willi Weiße sprach nach dem Spiel von einem „maximal schlechten Spielverlauf“. „Am Ende müssen wir froh sein, dass wir durch die zwei späten Tore überhaupt noch einen Punkt geholt haben“, sagte Weiße. „Wir sind heute einfach nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen. Das Spiel war zu langsam, uns fehlte die nötige Intensität in den Laufwegen und im Freilaufverhalten.“ Erst in den letzten 20 bis 25 Minuten habe man so gespielt, „wie wir uns das vorstellen“. Trotzdem bleibe ein enttäuschendes Gefühl zurück: „Unterm Strich ist das heute ein Punktverlust, den wir aufarbeiten müssen.“
Knuth: „Basis für die kommenden Wochen“
Ganz anders die Gefühlslage bei den Gästen. TuS-Trainer Henning Knuth lobte seine Mannschaft für eine „disziplinierte, leidenschaftliche und aggressive“ Vorstellung: „Ich ziehe den Hut vor jedem, der heute auf dem Platz stand. Wir haben Holstein das Leben extrem schwer gemacht und uns den Punkt absolut verdient.“ Der TuS hatte nach dem 2:0 durch Kuklinski sogar die Chance, die Partie frühzeitig zu entscheiden. „Danach war es klar, dass Holstein noch einmal Druck aufbaut. Wir haben uns mit allem, was wir hatten, dagegen gestemmt“, so Knuth. Auch wenn der Ausgleich in der Nachspielzeit schmerzt, überwiegt bei ihm der Stolz: „Das war ein wildes Spiel, aber dieser Punkt kann am Ende der Saison noch sehr wertvoll werden. Diese Mentalität muss jetzt unsere Basis sein.“
Verpasste Chance, gewonnene Moral
Für Holstein II bleibt das 2:2 eine verpasste Gelegenheit, sich im Titelrennen näher an Todesfelde heranzuschieben. Statt vier Punkten Rückstand wären es bei einem Sieg nur zwei gewesen. Dennoch zeigt das späte Comeback Moral – ein kleines Trostpflaster in einem Spiel, das ansonsten viele Fragezeichen hinterlässt. Rotenhof dagegen sammelt einen Big Point im Kampf um den Klassenerhalt und kann die Fahrt zurück nach Rendsburg mit dem Gefühl antreten, am Limit gespielt zu haben.
Artikel und Bild: Ole Jacobsen.
