Holstein Kiel gegen Bochum: Kösters Märchen-Debüt und Elfmeter-Ärger

Die Geschichte dieses Spiels ist schnell erzählt: Holstein Kiel hatte gegen den VfL Bochum zahlreiche Möglichkeiten, traf das Aluminium und scheiterte mehrfach an Gästetorwart Timo Horn. Nur in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit passierte offensiv wenig. Am Ende reichte es für die Störche zu einem 1:1 – dank eines ganz besonderen Torschützen.

Elfmeter schockt Kiel

Die Partie hatte zwei entscheidende Momente. Der erste gehörte Bochum – und kam völlig aus dem Nichts. In der 55. Minute versuchte Kiels Kasper Davidsen im eigenen Strafraum zu klären, geriet dabei mit dem Bochumer Cajetan Benjamin Lenz leicht aneinander. Viele Zuschauer rechneten mit einem Offensivfoul, doch Schiedsrichter Florian Lechner zeigte überraschend auf den Punkt. Der VAR korrigierte nicht, und Francis Onyeka verwandelte sicher zum 0:1.

„Er war knapp vor mir am Ball, und ich habe seine Schuhe leicht getroffen“, räumte Davidsen nach dem Spiel ein. Trainer Marcel Rapp sah die Szene deutlich kritischer: „Ich habe die Szene ein paar Mal gesehen. Für mich ist das eine sehr, sehr harte Entscheidung. Ich sehe da keinen großen Kontakt – das ist für mich kein Elfmeter.“

Rapp forderte mehr Fingerspitzengefühl bei solchen Entscheidungen: „Manchmal wäre es besser, das Spiel einfach laufen zu lassen. Wenn’s dann wirklich falsch ist, kann man immer noch eingreifen. Aber solche Elfmeter entscheiden am Ende Spiele.“

Märchen-Debüt für Köster

Der zweite Höhepunkt schrieb die schönere Geschichte des Tages. In der 86. Minute erzielte der eingewechselte Louis Köster das 1:1 – bei seinem allerersten Einsatz für die Profis. Der 22-Jährige, eigentlich Torjäger der U23 (zehn Saisontore), war erst kurzfristig in den Kader gerückt, weil Steven Skrzybski verletzungsbedingt fehlte.
„Ich habe noch nie so laut nach einem Tor geschrien“, grinste Teamkollege Magnus Knudsen. „Ich freue mich riesig für Louis – bei seinem Debüt gleich zu treffen, das ist überragend.“

Auch Köster selbst war nach Abpfiff sichtlich bewegt: „Natürlich hätten wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht, aber über mein erstes Tor freue ich mich riesig. Vor allem vor so einer Kulisse – das ist einfach ein unglaubliches Gefühl.“

Dass er so unbeschwert aufspielte, liegt wohl an seiner Erfahrung aus der U23. „Ich versuche, von Spiel zu Spiel zu denken und mich auf den Moment zu konzentrieren. Dann ist es umso schöner, wenn’s gleich klappt“, sagte Köster und lachte: „Während des Torjubels hatte ich plötzlich den Finger von Phil Harres im Mund – keine Ahnung, wie das passiert ist.“

Rapp lobt die Unbekümmertheit

Trainer Marcel Rapp war voll des Lobes für seinen jungen Joker: „Er hat’s gut gemacht. Ob das jetzt Glück war oder einfach gutes Stellungsspiel – egal. Er war da, hat sich angeboten und sein Tor gemacht. Das ist stark.“
Trotz aller Freude über das späte 1:1 sieht Rapp in Kösters Auftritt auch einen Impuls für die Mannschaft: „Vielleicht tut uns diese Unbekümmertheit gut. Louis bringt gerade das mit, was uns in den letzten Wochen ein bisschen gefehlt hat.“

Artikel und Bilder: Ole Jacobsen.

Marcus Müller am Ball gegen Erhan Masovic
Torschütze Louis Köster