Es war eine merkwürdige Stimmung nach dem 2:2 im Bundesligaspiel zwischen Holstein Kiel und dem VfB Stuttgart. Die Kieler konnten auf eine ihrer besten Saisonleistungen zurück blicken und obwohl bei einem „normalen“ Verlauf des Tages der begehrte Platz 16 in der Tabelle drin gewesen wäre, hat sich nun sogar der Abstand auf den Relegationsrang vergrößert, da Bochum zeitgleich überraschend bei den Bayern gewann.
Kalte Dusche für Holstein trotz gutem Beginn
Aber alles der Reihe nach: Holstein kam gut in die Partie, hatte mehr Ballbesitz als üblich und wirkte mutig. Doch sie bekamen in der 15. Spielminute die kalte Dusche, als Enzo Míllot gefühlvoll Jamie Leweling in den Lauf passte und dieser mit einem brachialen Hammer aus spitzem Winkel über Timon Weiners rechten Arm hinweg zum 0:1 traf. In der Folge brauchten die Kieler ein wenig Zeit, um sich von dem Schock zu erholen, und Stuttgart konnte fortan mehr Spielkontrolle für sich verbuchen. Nach einem langen Einwurf von Shuto Machino, verlängerte der aufgerückte David Zec in der Mitte per Kopf genau vor die Füße von Steven Skrzybski, der aus acht Metern eiskalt zum 1:1 vollstreckte. Vor dem Seitenwechsel hatte Machino (39.) sogar noch die Führung auf dem Kopf, doch er verfehlte das Tor knapp. „Unsere Leistung in der ersten Halbzeit nach dem 0:1 hat mir nicht gefallen. Die Intensität, die es braucht für so ein Spiel, war nicht auf dem Level, auf dem es sein muss“, ärgerte sich VfB-Coach Sebastian Hoeneß über den Auftritt seiner Mannen.
Kiel erwischt einen Blitzstart in die zweite Halbzeit
Holstein kam mit einem Blitzstart aus der Kabine. Nicht einmal volle zehn Sekunden waren von der Uhr runter gelaufen, da jubelte erneut Skrzybski (46.). Nach dem lang ausgeführten Anstoß landete der zweite Ball bei ihm, und er traf mit einer Bogenlampe über Alexander Nübel hinweg aus 18 Metern zum 2:1. Kuriose Statistik dazu: Die letzten sechs Torschüsse von Skrzybski landete alle samt im gegnerischen Tor. Nur wenig später kam es noch besser für die Störche. Nach einem technischen Fehler von Leonidas Stergiou in der Innenverteidigung, stibitzte der zweifache Torschütze ihm dem Ball weg, und der Stuttgarter wusste sich nur noch mit einer Notbremse zu helfen, die mit der Roten Karte für Stergiou (52.) bestraft wurde. Den darauffolgenden Freistoß brachte Machino so gefährlich auf das Tor, dass Nübel sich richtig strecken musste, um die Kugel noch an die Latte zu lenken. „Wir haben heute mit Ball das beste Spiel seit langem gemacht. Ich bin mit der Leistung zufrieden, mit dem Ergebnis nicht“, zeigt sich Störche-Trainer Marcel Rapp zwiespältig.
Nach Stuttgarts Konter zum 2:2 drängen die Störche auf den Sieg
Die Gäste beschränkten sich nun in Unterzahl aufs Kontern, das machten sie aber gut. Gute drei Minuten nach dem Platzverweis setzte sich Mittelstürmer Nick Woltemade im Kieler Strafraum durch, behielt die Übersicht und legte auf seinen eingewechselten Sturmpartner Ermedin Demirovic (55.) quer, der keine Mühe hatte aus sieben Metern den 2:2 Ausgleich zu markieren. Die KSV warf im Anschluss alles nach vorne und riskierte viel, aber Abschlüsse von den eingewechselten Fiete Arp (73. und 74.) und Alexander Bernhardsson wollten ihren Weg ins Tornetz nicht finden. So bliebt es trotz einer starken Kieler Leistung beim 2:2, und der Rückstand auf den VfL Bochum, der auf dem Relegationsplatz steht, vergrößert sich auf drei Zähler. „Wenn man aufs blanke Ergebnis guckt, ist man schon enttäuscht, aber wenn man auf die Leistung guckt, können wir stolz sein“, fasste der Doppeltorschütze Steven Skrzybski die Gefühlswelt der Kieler zusammen. “ Wer heute etwas Negatives sieht, außer dass wir nicht gewonnen haben, der ist hier fehl am Platz“, haute mit Nicolai Remberg mit anderen Worten in die gleiche Kerbe wie Skrzybski.

