Holstein Kiel ringt Düsseldorf nieder – Sieg mit Wirkung

Nach fünf Spielen ohne Liga-Sieg hat Holstein Kiel ein Lebenszeichen gesendet. Das 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf war weniger ein spielerisches Statement, sondern ein Nachmittag des Widerstands, der Geduld und des gemeinsamen Hineinwerfens. Genau dieses 1:0 kann für die kommenden Wochen nach der Länderspielpause entscheidend sein.

Die erste Halbzeit war lange geprägt von Vorsicht, Nervosität und wenig Zug zum Tor. Kiel kam kaum in die Zwischenräume, Düsseldorf presste klug und hatte noch vor der Pause die klareren Chancen: Pfostenschuss Rasmussen, starker Reflex von Jonas Krumrey – ohne ihn wäre die Lage womöglich früh gekippt.

In diesen Szenen zeigte sich aber auch: Kiel war bereit, sich zu wehren. Nicht elegant, sondern mit Zähnen und Krallen und sie wollten das Glück, was ihnen in den letzten Wochen verwehrt war, auf ihre Seite ziehen.

Der Siegtreffer fiel nach genau so einem Moment, in dem es dann plötzlich doch funktionierte: Kasper Davidsen setzt technisch sauber mit einer Direktrabnahme den Ball ins Netz. Sein erster Treffer im Profifußball. Und einer, der sich nach Befreiung anhört. Davidsen selbst sagte nach dem Spiel: „Wir haben 1:0 gewonnen, und das ist das Wichtigste. Wir haben uns schwergetan. Vor allem damit, aus ihrem Pressing herauszukommen. Solche Spiele sind sehr eng, jeder kleine Moment kann den Unterschied machen. Ich bin einfach froh über den Sieg.“

Für ihn war allerdings nicht er selbst, sondern ein anderer Kieler „man oft he match“ – nämlich Torhüter Jonas Krumrey: „Jonas hat uns im Spiel gehalten. Er hatte richtig große Paraden. Er macht das schon seit Wochen. Für mich ist er der Spieler des Spiels.“

Besonders sichtbar wurde an diesem Abend einmal mehr die Rolle von Stefan Schwab. Häufig kam er von der Bank oder musste komplett von draußen zuschauen. Er stand zuletzt nur beim Sieg im DFB Pokal in Wolfsburg in der Startelf – und nun heute wieder.

Nur wenn er in der Startelf stand, gab es also zuletzt Siege. Und Schwab sah darin auch eine Kausalität: „Es ist immer leichter, wenn man von Anfang an auf dem Platz steht. Dann kannst du führen, sprechen, vorangehen. Von außen hast du diesen Einfluss nicht.“

Weiterhin merkte der Senior des Teams kritisch an: „Heute war es fußballerisch nicht besonders gut. Aber wir sind füreinander gelaufen, haben füreinander gefightet, jeder hat das Herz am Platz gelassen.“

In dieser Phase braucht Kiel keine Perfektion, sondern Halt. Schwab liefert Halt. Und er liefert Führung, nicht als Lautsprecher, sondern als Navigator: „Ich will nicht von einer Serie reden. Aber jetzt wäre es wichtig, das zweite Spiel in Folge zu gewinnen. Wir wissen, dass wir in einigen Spielen bessere Leistungen hatten und nichts bekommen haben. Heute haben wir uns etwas zurückgeholt.“

Mit dem Sieg verschafft sich Kiel Luft vor der Länderspielpause – und eine neue Ausgangslage für die kommenden Wochen. Nicht, weil nun alles gelöst ist. Sondern weil die Mannschaft gezeigt hat, dass sie noch Zugriff hat. Dass sie sich nicht hängen lässt. Dass sie die tieferen Momente aushält. Stefan Schwab sagte: „Ich sage immer: Balance – egal ob man gewinnt oder verliert. Aber heute tut es gut. Und daraus müssen wir Energie ziehen.“

Dieses 1:0 war nicht schön. Aber es war notwendig. Und manchmal beginnt eine Wendung genau damit. Holstein hat nicht alles korrigiert, aber Grundlagen wieder entdeckt: Geschlossenheit, Widerstand, Glaube

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob daraus wieder ansehnlicher Fußball wird. Aber ohne dieses Spiel, diesen Sieg wären Glaube und Basis für einen Wendepunkt vielleicht abhanden gekommen. Heute war ein Schritt. Ein kleiner. Aber ein entscheidender.

Artikel und Bild: Ole Jacobsen.