Die Vorgaben für dieses dramatische Abstiegsduell waren klar – der Vorletzte der Tabelle, Holstein Kiel brauchte einen Sieg gegen das Schlusslicht VfL Bochum, um am FC Heidenheim vorbei zu ziehen und somit von einem direkten Abstiegsplatz auf den Relegationsrang zu springen. Die Kieler erwischten dabei einen Traumstart. Nach einem kurz ausgeführten Eckball, wird John Tolkins Linksflanke von Bochums Felix Passlack mit dem Arm abgewehrt und der Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte folgerichtig auf den Punkt. Beim anschließenden Strafstoß schickte Steven Skrzybski (3.) VfL-Keeper Patrick Drewes, der bei jedem seiner Ballkontakte ausgepfiffen wurde, in die falsche Ecke.
Holstein hat in der Folge Glück
60 Sekunden nach diesem frühen 1:0, springt im gegenüberliegenden Strafraum KSV-Verteidiger Marco Komenda der Ball nach einem Kopfballduell an die Hand. Dieses Mal blieb die Pfeife Zwayers stumm und auch der VAR melde sich nicht zu Wort. Die Anfangsphase blieb hektisch und aufregend, wobei die Störche die Glücklicheren waren, auch weil die Gäste gute Möglichkeiten nicht zu nutzen wusste, wie beispielsweise Myron Boadu (11.). Aber auch Nicolai Remberg verpasste per Volleyschuss das Bochumer Gehäuse nur knapp.
Nach zwei Wechsel verliert Kiel erst die Ordnung und dann die Führung
Nachdem Holstein verletzungsbedingt sehr früh zwei Mal wechseln musste, Komenda (19. musste mit einer Augenverletzung ins Krankenhaus) und Skrzybski (25.), verloren die Kieler den Pfaden und die Ordnung. Bochum wusste die entstehenden Lücken zu nutzen und drehte immer mehr auf. Matus Bero setzte sich erst im Zentrum gegen Remberg unwiderstehlich durch und passte anschließend druckvoll in die Spitze auf Boadu (37.), der zum 1:1 aufs kurze Eck vollendete und Timon Weiner im Kieler Tor unglücklich aussehen ließ. „Wenn ich ehrlich bin, hatte Timon heute seine Aktien im ersten Gegentor. Aber ich mache ihm keinen Vorwurf“, legte Vizekapitän Timo Becker seinen Finger in die Wunde. Nur zwei Minuten später war Boadu erneut zur Stelle. Nach einer Flanke von der linken Seite, legte Passlack gefühlvoll per Kopf ab und Boadu (39.) erzielte bereits sein fünftes Tor in diesem Kalenderjahr. Der VfL verpasste es anschließend mit zwei bis drei guten Gelegenheiten in der 7-minütigen Nachspielzeit das Ergebnis vor dem Seitenwechsel noch auszubauen. „Das macht schon was mit einer Mannschaft, wenn du so früh verletzungsbedingt wechseln musst und auch ein Finn Porath bis zur Halbzeit quasi nur noch mit einem Auge gespielt hat“, analysiert Kapitän Lewis Holtby den Einbruch seiner Mannschaft Mitte der ersten Halbzeit.
David Zec köpft zum Ausgleich
Die zweite Hälfte begann mit einem echten Kracher. Ein abgefälschter Distanzschuss vom eingewechselten Armin Gigovic (47.) ende am Torpfosten. Dieser Ball wäre unhaltbar gewesen. Drei Minuten später zielte Innenverteidiger David Zec (50.) genauer. Nach einem Tolkin-Freistoß aus halbrechter Position vollende der Winterneuzugang wuchtvoll mit dem Kopf zum 2:2 Ausgleich. Nun waren die Gäste wieder am Zug. Der eingewechselte Kapitän und Mittelstürmer Philipp Hofmann (54.) setzte aus fünft Metern zum Kopfball an, doch Weiner parierte weltklasse. Der nächste Höhepunkt in dieser Partie mit vielen Fehlern und offenem Visiert gehörte wieder den Rapp-Schützlingen. Ein abgefälschter 14-Meter-Schuss von Nicolai Remberg (67.) fand erneut den Weg ans Aluminium.
VAR verhindert KSV Führung nach Holtby-Tor
Sechs Minuten später dann die wohl spielentscheidende Szene. Lewis Holtby (73.) trifft per Linksschuss von der Strafraumgrenze zum vermeintlich erlösenden 3:2 für die Störche, doch der VAR schaltet sich, nachdem die KSV-Akteure ausgiebig gefeiert hatten, ein. Der Unparteiische Zwayer wurde an den Monitor geschickt und entschied anschließend bei einer Situation, die gute zwanzig Sekunden in der Vergangenheit lag und sich in der Mitte der Kieler Spielfeldhälfte abgespielt hatte auf Foul. Eine äußerst zweifelhafte Entscheidung, weil erstens das Foul umstritten war und anschließen das Spiel noch zwei Mal von einer Seite auf die andere verlagert worden war. „Das ist eine Entscheidung, die für mich nicht nachvollziehbar ist“, sagt der direkt betroffene Holtby, der auch weitere Entscheidungen Zwayers kritisierte. Holstein blieb dennoch am Drücker und versuchte die Partie für sich zu entscheiden, doch Fiete Arp (85.) verzog knapp und auch der aufgerückte Zec (88.) verpasste den Siegtreffer um Zentimeter. So blieb es am Ende beim möglicherweise gerechten aber aus Kieler Sicht dennoch unglücklichen 2:2. „Wir haben hier heute zwei Punkte liegen lassen, die wir hätten haben können“, fasste Becker die Kieler Sichtweise zusammen.

Skrzybski verlädt Drewes zum 1:0 vom Punkt

Das war knapp. Drewes kann den Ball nur noch an den Pfosten gucken.