Der Kieler MTV hat es geschafft! Nach dem 2:2 im Hinspiel setzte sich die Mannschaft von Trainer Paul Musiol im Rückspiel der Aufstiegsrelegation zur Verbandsliga mit 1:0 gegen die FSG Ostseeküste durch – und feierte auf dem Professor-Peters-Platz vor einer beeindruckenden Kulisse den ersehnten Aufstieg.
Geduldsspiel auf schwerem Geläuf
Schon vor dem Anpfiff war klar: Die Voraussetzungen waren wie gemacht für einen stimmungsvollen Fußballabend. Rund 750 Zuschauer fanden sich trotz typischem norddeutschen Wetters im weiten Rund des „PPP“ um den holprigen, nicht gemähten Rasenplatz ein und sorgten für eine würdige Kulisse. Doch das Spiel selbst brauchte seine Zeit, um in Fahrt zu kommen. Der KMTV bestimmte das Geschehen von Beginn an, ließ den Ball kontrolliert durch die Dreierkette laufen und verlagerte oft das Spielgeschehen. Die Gäste aus Ostholstein zogen sich tief zurück, warteten auf Konter – und machten dem Spiel damit zunächst jegliche Dynamik abspenstig.
Tor des Tages durch eine Standardsituation
Die wenigen Chancen in Halbzeit eins gehörten den Hausherren. Yannick Boisen prüfte FSG-Keeper Nils Gnisa aus der Distanz, doch Zählbares sprang nicht heraus. Die Gäste agierten über weite Strecken destruktiv und hinterließen viele Fragezeichen, wie sie in ihrer Liga mit so wenig Zug zum Tor auf Rang zwei landen konnten. Die Entscheidung fiel schließlich in der 53. Minute – und wie so oft in solchen Spielen war es eine Standardsituation: Boisen schnappte sich einen Freistoß und jagte den Ball traumhaft in den rechten Torwinkel. Das 1:0 – der Moment, der das Stadion explodieren ließ.
Hitzige Schlussphase mit Platzverweis
Nach dem Rückstand wurde die FSG Ostseeküste mutiger, kam durch Distanzschüsse und Einzelaktionen zu kleineren Gelegenheiten. Die beste Chance vergab Alexander Domenic von Riesen, der im Strafraum zu zögerlich agierte. Auf der Gegenseite verpasste der KMTV die Vorentscheidung mehrfach – unter anderem per Kopf aus fünf Metern von Justus Theo Bayer über das Tor und bei einem weiteren, abgefälschten Boisen-Freistoß, den Ken Dikun in höchster Not einen Meter vor der Torlinie noch klärte. In der 81. Minute schwächten sich die Gäste selbst: Yannik Tanck hielt den durchgebrochenen Bennet Schmidt fest und sah folgerichtig Rot wegen Notbremse. Danach verteidigte der KMTV das Ergebnis leidenschaftlich über die Zeit. Die FSG muss sich die Kritik gefallen lassen, bis zum Rückstand viel zu wenig fürs Spiel getan zu haben und am Ende fehlte dann einfach auch die nötige Durchschlagskraft.
Emotionale Szenen und ein neues Kapitel
Nach dem einer langen Nachspielzeit un d dem erlösenden Schlusspfiff gab es kein Halten mehr – Zuschauer stürmten den Platz, Spieler lagen sich in den Armen. Der Aufstieg war geschafft, und der Verein scheint am Beginn einer neuen Ära zu stehen. „Die letzten 20 Minuten hab ich nur noch gehofft, dass abgepfiffen wird – ich hatte keine Kraft mehr“, gab Kapitän Louis Reinicke zu. „Aber was hier los ist, das ist unbeschreiblich. Jetzt haben wir’s endlich geschafft. Und wenn hier mal ein Kunstrasenplatz kommt, wird das die Macht im Herzen von Kiel.“ Trainer Paul Musiol, seit einer gefühlten Ewigkeit Trainer des Vereins, wirkte gerührt, überglücklich und völlig gelöst: „Letztes Jahr sind wir unglücklich gescheitert – jetzt ist es endlich soweit. Diese junge Truppe hat sich das verdient. Und ich glaube, hier entsteht gerade etwas richtig Gutes.“
Der schlafende Riese ist wach
Mit dem Aufstieg in die Verbandsliga hat der Kieler MTV nicht nur sportlich einen großen Schritt gemacht. Der Verein – mit vielen Mitgliedern, engagierten Trainern und einer klaren Vision – sendet ein starkes Signal in die Stadt. Wenn nun auch infrastrukturell nachgelegt wird, könnte der KMTV dauerhaft zur festen Größe im Kieler Fußball werden.
Stimmen zum Spiel:
Paul Musiol (Trainer KMTV):
Louis Reinicke (Kapitän KMTV):
Bericht, Bild und Video: Ole Jacobsen.