Kilia Kiel rutscht tiefer in die Krise – „Wir finden nicht in die Spur“

Sieben Pflichtspiele in Folge ohne Sieg, vier Niederlagen am Stück – nach dem 1:4 gegen den Regionalliga-Absteiger SV Todesfelde steckt der FC Kilia Kiel tiefer denn je in der Krise und nun wohl tatsächlich auch im Abstiegskampf der Oberliga. Was vor wenigen Monaten noch nach ambitionierten Aufstiegsplänen klang, wirkt nun wie aus einer anderen Zeit. Cheftrainer Nicola Soranno ist bemüht, die Nerven zu behalten – und bleibt seiner Linie treu.

„Wir machen nicht sehr viel falsch – aber wir machen einiges falsch“, sagt Soranno im Gespräch mit NordKick. Es ist dieser Satz, der sinnbildlich für die aktuelle Lage steht. Gegen Todesfelde war Kilia zwischen den Strafräumen ebenbürtig, doch die Gäste zeigten, was eine abgezockte Spitzenmannschaft ausmacht. Effektivität, Reife, Kaltschnäuzigkeit – all das fehlt Kilia aktuell. Soranno nennt es selbst „fehlende Durchschlagskraft“ und „keine Präsenz in der Box“.

Momente, die Spiele entscheiden

Dabei begann die Partie vielversprechend. Kilia hielt in der Anfangsphase gut dagegen, erspielte sich nach dem Seitenwechsel sogar einige Möglichkeiten. Doch was für Todesfelde selbstverständlich scheint, gelingt Kilia momentan nicht: „Wir hatten die Riesenchance zum 1:2, machen ihn nicht, und im Gegenzug kriegst du das 0:3“, beschreibt Soranno einen der vielen Momente, in denen Spiele kippen – und Kilia den Kürzeren zieht.

Auch in der Entstehung der Gegentore zeigen sich strukturelle Probleme. Nach Ballverlusten ist der Raum hinter der letzten Kette regelmäßig offen, wie Soranno kritisch anmerkt: „Ich kann mich an kein Gegentor erinnern, wo wir geordnet standen. Wenn wir in der Ordnung sind, fällt dem Gegner oft nichts ein. Aber nach Ballverlusten ist da einfach zu viel Wiese.“

Taktische Überlegungen und eine klare Haltung

Angesprochen auf die Möglichkeit, das System oder die Spielweise radikal zu verändern, sagt Soranno ehrlich: „Ich habe wirklich darüber nachgedacht, dem Gegner mal den Ball zu überlassen.“ Doch so ganz will er sich nicht davon lösen, was den Verein und das Team in der Vorsaison auszeichnete. „Das ist nicht mein Anspruch“, sagt er. Auch, wenn er weiß: „Wir müssen irgendwas besser machen – sonst wird es in den nächsten Wochen genauso weiterlaufen.“

Mit Blick auf die Trainingseinheiten denkt Soranno über Veränderungen nach, aber nicht über seinen Rücktritt. „Wenn ich jetzt in den Sack haue, dann sieht das aus, als hätte ich mir nur die guten Jahre mitgenommen. Aber ich bin der, der die Verantwortung trägt“, so Soranno. Das sei keine Trotzreaktion, sondern Haltung. „Ich arbeite gerne mit den Jungs – auch wenn’s gerade nicht läuft.“

Abstiegskampf statt Aufstiegsambitionen

Mit nur acht Punkten aus neun Spielen steht Kilia mittlerweile auf Augenhöhe mit dem ersten Abstiegsplatz. Der Abstand zu den Topteams ist größer denn je – und auch intern ist klar: Der Blick geht nach unten. „Wir müssen zusehen, dass wir diese Region schnell verlassen“, betont Soranno. Vor der Saison wollte man oben angreifen, nun ist der Klassenerhalt das primäre Ziel.

Bericht und Bild: Ole Jacobsen.