Last-Minute-Schock für den Wiker SV – 2:2 gegen Hattstedt – Abbruch bei Parallelspiel

Der Wiker SV hat im zweiten Relegationsspiel zur Landesliga einen bitteren Rückschlag hinnehmen müssen. Auf neutralem Platz in Schleswig kassierte die Elf von Trainer Dannie Osterhoff gegen den TSV Hattstedt in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich zum 2:2. Damit verpassten die Wiker den so dringend benötigten Dreier – auch wenn die endgültige Bedeutung des Ergebnisses aufgrund eines Spielabbruchs im Parallelspiel noch offen ist.

Der Wiker SV hatte nach der 0:3-Niederlage gegen den VfR Horst in seinem ersten Spiel die Marschroute verändert und trat deutlich kompakter und strukturierter auf. Die Kieler standen defensiv sicher, eroberten wichtige Bälle im Mittelfeld und versuchten über lange Zuspiele auf Frederik Glowatzka und schnelle Tiefenläufe Torgefahr zu erzeugen.

Bereits in der 6. Minute belohnten sich die Schwarz-Gelben: Simon Kahnwald brachte seine Farben nach einem frühen Ballgewinn mit 1:0 in Führung. Auch danach war der Wiker SV griffiger und präsenter. Hattstedt wirkte in der Offensive ideenlos – dennoch fiel mit einer der wenigen gelungenen Aktionen kurz vor dem Pausenpfiff der Ausgleich. Der überragende Offensivspieler der Nordfriesen, Niklas Ludwig setzte sich auf der linken Seite durch, seine Flanke wurde zunächst noch abgewehrt, landete dann aber bei Luca Sander, der zum 1:1 einnetzte (44.).

Im zweiten Durchgang entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Das Spiel blieb zwar spielerisch auf überschaubarem Niveau, war aber hochspannend. Die Wik zeigten viel Einsatz und Leidenschaft – und wurden in der 70. Minute belohnt. Ole Lablack traf nach einer Standardaktion zur vielumjubelten 2:1-Führung.

Danach schien alles in Richtung erstes Relegationssieg zu laufen. Der Wiker SV verteidigte konsequent, ließ kaum klare Chancen zu und warf sich in jeden Zweikampf. Eine starke Parade von Keeper Michael Anderer nach einer Kopfballsituation hielt die Führung zunächst fest. Doch dann kam die 90. Minute plus Nachspielzeit: Der TSV Hattstedt warf alles nach vorne, und aus einem wilden Gestocher nach einer Flanke von rechts kam Jonas Heider an den Ball und traf zum Ausgleich – 2:2 in der 90.+2 Minute.

„Wir haben es insgesamt gut gemacht, haben viel besser verteidigt als am Donnerstag, viel investiert und ein anderes Gesicht gezeigt. Das ist einfach extrem bitter für die Jungs“, kommentierte Trainer Dannie Osterhoff nach dem Spiel. „Natürlich tut der Zeitpunkt des Gegentreffers weh, aber wir wollen jetzt in Lübeck noch mal alles reinwerfen.“

Für den Wiker SV bleibt die sportliche Ausgangslage trotz nur eines Punktes weiter offen. Grund dafür ist der Spielabbruch beim Parallelspiel zwischen dem VfR Horst und dem SV Azadi Lübeck, das nach rassistischen Beleidigungen aus dem Zuschauerbereich gegen Azadi-Spieler nicht fortgesetzt wurde. Laut Stellungnahme des SV Azadi seien Spieler mehrfach mit Ausdrücken wie „Scheiß Ausländer“, „Ölauge“ und „Geh zurück in dein Land“ beleidigt worden. Die Mannschaft entschied sich daraufhin, nicht zur zweiten Halbzeit anzutreten. Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband muss nun über die Wertung des Spiels entscheiden.

Je nach Ausgang des Wertungsverfahrens könnten für den Wiker SV beim letzten Relegationsspiel gegen den SV Azadi Lübeck (Sonntag) noch alle Türen offenstehen. Klar ist: Nur ein Sieg würde die Chance auf den Aufstieg in die Landesliga wahren. Dabei dürfte es vor allem auf die Moral und den kämpferischen Auftritt wie gegen Hattstedt ankommen – und auf ein Quäntchen mehr Spielglück in der Schlussphase.

Bericht und Bild: Ole Jacobsen.