Robert Wagner: „Ich bin nicht zufrieden mit meiner Rolle – aber ich akzeptiere sie“

Holstein-Leihgabe Robert Wagner spricht offen über Konkurrenzkampf, Frust und neue Herausforderungen

Er gilt als eines der größten deutschen Mittelfeldtalente seines Jahrgangs, wurde von der U21-Nationalmannschaft nominiert und steht beim SC Freiburg unter Vertrag. Aktuell aber trägt Robert Wagner das Trikot von Holstein Kiel – als Leihspieler, als Hoffnungsträger. Und doch: Zum unumstrittenen Stammspieler hat er es in Kiel noch nicht geschafft. Im Interview mit NordKick spricht der 22-Jährige überraschend offen über Enttäuschung, Ehrgeiz und seine neue Rolle im Teamgefüge.

Zwei Siege, zwei Mal gute Laune – aber nicht für alle. Während die Störche nach dem 3:0 gegen Karlsruhe von vielen als „zurück im Aufstiegsrennen“ gesehen werden, ist die Stimmung bei Robert Wagner etwas differenzierter. „Natürlich ist die Laune gut. Zwei Spiele, zwei Siege – das fühlt sich gut an. Aber persönlich ist es gerade etwas schwierig“, sagt Wagner nüchtern.

Dabei war der Auftritt gegen den KSC aus Kieler Sicht fast schon eine Machtdemonstration – mit Ball dominant, defensiv stabil, kaum Chancen zugelassen. Auch Wagner lobt: „Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt, wenig zugelassen, den Ball laufen lassen. Die Null stand – das ist wichtig.“

Doch während andere durchspielten, musste sich Wagner erneut mit einem Bankplatz begnügen. Nur zwei Mal stand er in dieser Saison in Ligaspielen in der Startelf, obwohl er in jedem Pflichtspiel eingesetzt wurde. Im zentralen Mittelfeld konkurriert er mit Kasper Davidsen, Stefan Schwab und Magnus Knudsen um zwei Plätze – zuletzt hatten Knudsen und Davidsen die Nase vorn.

„Ich sehe uns alle auf einem ähnlichen Level“

„Ja, es ist ein Vierkampf. Und ich sehe uns alle auf einem sehr ähnlichen Level“, erklärt Wagner. „Der Trainer entscheidet je nach Gegner. Aber klar – die letzten zwei Spiele war ich raus.“ Und auch wenn er sich professionell gibt, wird zwischen den Zeilen klar: Er ist nicht zufrieden. „Ich akzeptiere das. Aber ich will natürlich spielen. Ich will in die Startelf.“

Das neue Rollenverständnis – es ist eine Herausforderung für den gebürtigen Lahringer. „Es ist eine neue Situation in meiner Karriere“, gibt er offen zu. „Von der Bank zu kommen, ist eine Umstellung. Du musst sofort da sein, wenn du reinkommst – und die anderen sind dann schon bei 120 Prozent. Das ist nicht einfach.“

Konkurrenz mit Stil – kein Neid im Zentrum

Trotz des harten Konkurrenzkampfes sieht Wagner keine Grüppchenbildung oder Missgunst. „Wir verstehen uns alle sehr gut. Die Teamchemie ist wirklich stark. Natürlich pusht man sich gegenseitig, das gehört dazu – aber wir gehen professionell miteinander um.“

Was ihm Kiel bisher gibt? „Ruhe. Das Umfeld ist ruhig, ideal für Fußball. Ich habe keine Best Buddies im Team, aber ich verstehe mich mit allen richtig gut.“ Auch abseits des Platzes fühlt sich Wagner wohl: „Die Nordluft, das Wasser – das ist zwar anders als im Süden, aber ich kann mich voll auf den Fußball konzentrieren. Das ist gut.“

Wagners Stärken – und was noch fehlt

In Sachen Entwicklung scheint Wagner sehr reflektiert. Er weiß, dass er trotz hoher Qualität noch mehr zeigen muss. „Wir haben das Hannover-Spiel, bei dem ich in der Startelf stand, als Mannschaft analysiert. Da waren wir zu passiv, hatten zu viele unnötige Ballverluste. Solche Spiele dürfen wir nicht mehr abliefern. Gegen Karlsruhe war das dann deutlich besser.“

Von Trainer Marcel Rapp habe er keine explizite Kritik bekommen, sagt Wagner. „Aber klar: Es geht um Nuancen. Ich versuche in jedem Training zu zeigen, dass ich bereit bin.“

Elversberg? Keine Überraschung.

Am kommenden Wochenende wartet mit Elversberg der aktuelle Tabellenführer – für viele eine Überraschung, für Wagner nicht. „Die haben ein junges, talentiertes Team – gepaart mit Erfahrung. Das ist eine gute Mischung. Das Stadion ist unangenehm, die Gegner sind bissig. Für mich ist das keine Überraschung.“

Ob Elversberg, Darmstadt oder Schalke – Wagner hat einen klaren Anspruch: „Die Liga ist eng. Jeder kann jeden schlagen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und ich will meinen Teil dazu beitragen.“

Robert Wagner hat den Ehrgeiz – jetzt braucht er die Spielzeit. Dass er sich nicht mit der Reservistenrolle abfinden will, hat er deutlich gemacht. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob aus dem talentierten Neuzugang doch noch ein unverzichtbarer Stammspieler wird.

Bericht und Bild: Ole Jacobsen.