Rot-Schwarz Kiel-Coach Ove Sass: „Die Mannschaft zahlt zurück“

Trainer Ove Sass über Teamgeist, Marc Zellers Doppelrolle und die Lust auf mehr.

Rot-Schwarz Kiel ist nach vier Spieltagen gut in die Landesliga Schleswig gekommen: Sieben Punkte, Platz fünf – und nur eine knappe Niederlage gegen den bislang makellosen Tabellenführer TSB Flensburg. Dazu ein spektakuläres 6:5 in Molfsee, ein 4:4 beim TSV Klausdorf und zuletzt ein 1:0 gegen den TSV Friedrichsberg-Busdorf. „Die Gegnerauswahl zum Saisonbeginn hat uns gefordert – das war uns früh klar“, sagt Trainer Ove Sass, der mit 29 Jahren in seine zweite RSK-Saison geht. „Gerade mit dem Auftaktprogramm in der englischen Woche war das ein knackiges Brett.“

„Wir wollen Wiedererkennungswert schaffen“

Woran Sass den bisher größten Fortschritt festmacht? An der Haltung. „Was uns ausmacht – zusätzlich zu unserem Wiedererkennungswert im Fußballerischen – ist diese brutale mannschaftliche Geschlossenheit. Das Team steht im Vordergrund, wir schaffen bestmögliche Bedingungen – und die Jungs zahlen es zurück.“ Das 6:5 in Molfsee sei dafür Sinnbild: „Da stand eine Mannschaft auf dem Platz, die nicht nur Fußball spielen kann, sondern bereit ist, füreinander zu kämpfen, Fehler zu verzeihen und auszubügeln.“

Wilde Landesliga

Diese Mentalität trifft auf eine klare Spielidee. Die Leitplanken hat das Trainerteam in der Hinrunde der Vorsaison gelegt, jetzt greifen die Zahnräder immer sauberer ineinander. „Man spürt in nahezu jeder Trainingseinheit die Wissbegierde. Klar, es gibt mal Einheiten, in denen die Luft dünner ist – aber im nächsten Moment schalten sie wieder um und liefern.“ Trotzdem bleibt Sass geerdet: „Es sind erst vier Spiele. In dieser Landesliga kann es wild in alle Richtungen gehen. Wir müssen Konstanz und Bestätigung in unsere Leistungen bringen.“

„Heißer Tanz“ in Kropp erwartet

Anspruch und Zielbild sind klar umrissen. „Wir fahren zu jedem Spiel mit der Einstellung, dass wir gewinnen wollen – egal ob gegen einen Oberliga-Absteiger oder einen Verbandsliga-Aufsteiger. Wir wollen die maximale Ausbeute und einen Wiedererkennungswert auf dem Platz. Die Gegner sollen sagen: Gegen Rot-Schwarz möchten wir so schnell nicht wieder spielen.“ Der nächste Prüfstein ist der TSV Kropp – fußballerisch versiert, zuletzt aber mit zwei unbefriedigenden Ergebnissen. „Da ist ein heißer Tanz zu erwarten“, kündigt Sass an.

Marc Zeller als Bindeglied

Ein Fokuspunkt der jungen Saison ist naturgemäß Marc Zeller. Der Rückkehrer ist seit diesem Sommer spielender Co-Trainer und als Stürmer kaum zu stoppen: acht Treffer in vier Partien, beim 6:5 in Molfsee sogar ein Fünferpack. Sass bremst die Personalisierung und erklärt Zellers Rolle lieber im Kontext der Gesamtausrichtung: „Klar, er hat Qualität im letzten Drittel – dafür ist er da. Aber er fühlt sich in dieser Mannschaft einfach pudelwohl, und unser Spiel ist darauf ausgerichtet, fußballerisch ins letzte Drittel zu kommen und Tore zu machen.“ Wichtig sei Zeller auch als Bindeglied: „Für mich als Rücksprachenpartner, für die Mannschaft als Orientierungspol – einer, an dem man sich hochziehen kann, den man aber auch mal mitziehen darf. Er stellt sich nicht in den Mittelpunkt, sondern arbeitet um die Mannschaft herum.“

Liefern statt Worte dreschen

Bei aller Zufriedenheit – satt ist hier niemand. „Zufriedenheitherrscht grundsätzlich vor, aber der Wille auf mehr ist da“, betont Sass. „Wir wollen erst liefern, bevor wir Worte dreschen. Nicht zurücklehnen, sondern dranbleiben und unseren Platz in dieser Liga finden.“ Genau diese Mischung aus Demut, Klarheit und Konkurrenzlust prägt den guten Start – und macht neugierig auf das, was kommt.

Bericht und Bild: Ole Jacobsen.