Hinter den Kulissen im Kieler Jugendfußball brodelt es. Seitdem Mario Schülke und Henrik Krüger beim FC Kilia Kiel angeheuert haben und dort den Jugendbereich völlig neu strukturieren und aufbauen wollen, scheint großer Unmut zumindest bei den Vereinen zu herrschen, die in Kiel und Umland bisher für eine gute Jugendarbeit bekannt waren. Die Kilianer haben jüngst angekündigt, dass sie Informationsveranstaltungen für interessierte Trainer und Spieler veranstalten werden und ihr Konzept vorstellen wollen. Ihr Ziel ist es dabei hinter Holstein Kiel die ganz klare Nummer zwei im Jugendbereich zu werden und mit den Leistungsmannschaften C-, B-, und A-Jugend in die Regionalliga aufzusteigen wollen.
Vereine stehen bereits im Austausch – Kronshagen mahnt an
„Wir sind bereits in einem Austausch mit anderen Kieler Vereinen. Wir werden zusammenhalten und eine Lösung finden“, verkündet der Jugendvorstand der TSV Altenholz und findet mit dem TSV Kronshagen direkt einen Ansprechpartner. „Es wird demnächst ein Treffen der Vereine geben, um sich auszutauschen“, heißt es aus Kreisen der Weiß-Schwarzen. Besonders scheint den gestanden Jugend-Ausbildungsvereinen die Art und Weise der Vorgehensweise des neuen Konkurrenten über aufzustoßen. „Wir sind direkt von der ganzen Aktion betroffen, weil die beiden Protagonisten, Henrik Krüger und Mario Schülke (noch Trainer C2) bei uns tätig waren und hier beim TSV Kronshagen mit ihrer Art und Weise eine Jugendabteilung führen zu wollen, gescheitert sind“, äußert sich Peter Geuenich, der im kommissarischen Fußballvorstand des TSVK sitzt. Weiterhin führt Geuenich aus: „Es muss endlich etwas gegen die Vereine unternommen werden, die nur wenig Interesse haben oder nicht das know-how besitzen, Jugendspieler auszubilden und zu fördern. Stattdessen locken diese Vereine die Jugendspieler oftmals mit Geld in ihren jeweiligen Herrenbereich. Im Falle von Kilia soll eine Jugendabteilung aufgebaut werden, um mit aller Macht in den jeweiligen höchsten Ligen zu spielen. Statt selber Spieler auszubilden, wird hier versucht die vermeintlich besten Kicker von anderen Vereinen mit Versprechungen (z.B. kostenlose Nutzung eines Fitnesscenter) abzuwerben“.
Scharfe Kritik aus Altenholz
Auch die Jugendabteilung des TSV Altenholz findet klare Worte: „Wir sehen die aktuelle Entwicklung rund um die Neuausrichtung der Jugendabteilung bei Kilia Kiel aufgrund der aktuellen Vorgehensweise sehr kritisch. Es werden sowohl Jugendspieler als auch vereinzelt Trainer angesprochen und massiv zu Zusagen gedrängt. Gerade in Bezug auf Jugendspieler wird keine Rücksicht auf das Alter der Spieler oder die seitens des Verbandes vorgegebene Vorgehensweise zur Kontaktaufnahme Minderjähriger genommen. Eine Information, dass Kontakt aufgenommen wird, erfolgt meist Tage später an den jeweiligen Verein. Uns ist dieses Verhalten von einzelnen Protagonisten bereits aus der Vergangenheit bekannt, nur scheint sich dieses gerade zu potenzieren. Momentan ist es so, dass man sich scheinbar auf Kosten anderer Vereine, die in den letzten Jahren eine fundierte und vorbildliche Ausbildung von Kindern und Jugendlichen vorgenommen haben, eine Jugendabteilung zusammenstellt, man möchte fast sagen ,zusammenkauft’. Es werden etliche Versprechungen gemacht, aber auch das ist uns aus der Vergangenheit bekannt.
Eidertal Molfsee hält sich (noch) bedeckt
Deutlich bedeckter hält sich (noch) der Jugendobmann der SpVg Eidertal Molfsee, Dr. Thomas Heun: „Wenn es um Leistungsfußball im Kieler Raum geht, kooperieren wir seit 2017 mit dem einzigen zertifizierten NLZ im Bundesland, dem von Holstein Kiel. Hier wissen wir, dass die sportliche und verantwortungsvolle Entwicklung unserer Talente im Vordergrund steht. Unabhängig davon hoffen wir, dass das gute Verhältnis zwischen unserem Verein und dem FC Kilia auch durch das Agieren neuer Trainer und Funktionäre im Jugendbereich keine Eintrübung erfährt.“
Es könnte teuer werden
Man darf also gespannt sein, welche umliegenden Vereine sich gemeinsam alle gegen den FC Kilia stellen werden und was eine Sitzung dieser Clubs zu Tage bringen wird. Obendrein darf man gespannt sein, ob die Clubs abwanderungswillige Spieler im Sommer einfach so ziehen lassen werden, oder ob sie eine Ausbildungsentschädigung gegen Freigabe des Sommerwechsels verlangen werden. Dieses könnte in der Summe eine kostspielige Angelegenheit für den neu formierten Traditionsclub in Kiel bedeuten. Die Kommunikation und Diplomatie unter den Vereinen (inklusive Kilia) ist nun gefragt, um herauszufinden, was in Schleswig-Holstein das Beste für unsere jungen Talente ist.