20-jähriger Coach verlässt Verein nach Zwischenfall – „Respekt und Disziplin sind für mich nicht verhandelbar“
Nach dem ersten Saisonsieg seiner Mannschaft kam der Rücktritt: Youssef Mousa hat mit sofortiger Wirkung sein Amt als Trainer der U19-Oberligamannschaft des TSV Altenholz niedergelegt, wie er NordKick berichtete. Der 20-Jährige, der erst im Sommer das Team übernommen hatte, begründete den Schritt mit „mehreren Ereignissen“ seit Saisonbeginn – zuletzt einem Zwischenfall rund ums Trainerteam.
Ein junger Trainer mit klarer Haltung
Mousa, der Ende 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet war und in Kiel lebt, gilt als spannendes Nachwuchstrainer-Talente der Region. Nach Stationen bei Inter Türkspor Kiel (U15) und der U17 des TSV Altenholz übernahm er im Sommer 2025 die A-Jugend in der Oberliga Schleswig-Holstein.
Am vergangenen Wochenende gelang seiner Mannschaft mit einem 2:1 gegen den Husumer SV der erste Saisonsieg – und gleichzeitig der Sprung von den Abstiegsrängen. Nur wenige Tage später zog Mousa jedoch die Konsequenz.
„Ich verfolge eine klare Idee und eine Philosophie, die auf zwei Prinzipien beruht: Respekt und Disziplin – auf und neben dem Platz. Das ist für mich der Schlüssel zum Erfolg“, erklärt er gegenüber NordKick. „Leider hat es in den letzten Wochen genau daran gemangelt.“
Zwischenfall am Wochenende als Auslöser
Auslöser für den sofortigen Rücktritt war nach eigenen Angaben ein Vorfall beim Heimspiel gegen Husum, der sich vor Mannschaft und Eltern ereignet haben soll. „Es gab eine Situation, die meinen Co-Trainer betroffen hat – vor der Mannschaft und einigen Eltern. Das war für mich nicht akzeptabel, und ich habe meine Entscheidung direkt getroffen“, so Mousa.
Trotzdem betont er, wie dankbar er für die Zeit in Altenholz sei: „Ich habe sehr viel gelernt – vor allem in den Monaten unter Nils Lenschau. Auch für die Unterstützung beim Erwerb meiner B-Lizenz bin ich dem Verein dankbar.“
Ein besonderes Lob richtet er an seinen bisherigen Co-Trainer Konrad Struwe: „Konrad war immer mit Leidenschaft und Energie dabei. Ich freue mich darauf, auch in Zukunft wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.“
Ambitioniert, reflektiert und lernbereit
Mousa gilt als ehrgeiziger, aber ruhiger Trainer, der viel Wert auf Struktur und Entwicklung legt. Sein Ziel bleibt der Jugendbereich: „Ich möchte junge Spieler besser machen und mit ihnen Prozesse starten, die über mehrere Jahre gehen. Am besten funktioniert das ab der U14 oder U15, wenn die Jungs eine Basis haben, auf der man aufbauen kann.“
Von seinem Vater, einem ehemaligen syrischen Nationalspieler und A-Lizenz-Trainer, hat er viel gelernt: „Er ist meine größte Inspiration und Motivation. Wir reden fast täglich über Fußball.“
Blick nach vorn
Trotz des frühen Rücktritts will der 20-Jährige schnell wieder an die Seitenlinie zurückkehren. „Ich bin bereit, direkt weiterzuarbeiten. Ich habe Lust und Energie, neue Aufgaben anzunehmen“, sagt Mousa. „Ich suche einen Verein, der ebenfalls eine Idee verfolgt und bereit ist, gemeinsam einen langfristigen Weg zu gehen.“
Neben seiner Trainertätigkeit spielt er selbst beim FC Azadi in der Kreisliga. „Wenn man noch aktiv spielt, versteht man die Situationen der Spieler besser – das hilft enorm im Coaching“, erklärt er.
Mit seiner Entscheidung zeigt Youssef Mousa Haltung – und dass Konsequenz und Charakter im Jugendfußball genauso wichtig sein können wie Punkte und Tabellenplätze.
Artikel: Ole Jacobsen, Bild: Youssef Mousa privat (hfr).