In den unteren Ligen des deutschen Fußballs zeichnet sich ein bemerkenswerter Trend ab: Immer mehr Vereine betonen nach verpassten Saisonzielen (sogar Abstiegen), wie stolz sie auf ihre Mannschaft sind – unabhängig von Tabellenplatz oder Klassenerhalt. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob im Amateurfußball der Leistungsgedanke zunehmend in den Hintergrund rückt – und stattdessen das Miteinander und die lokale Verbundenheit in den Vordergrund treten.
Fußballromantik vs. Leistungsgedanke: Ein Spannungsfeld
Die Diskussion ist so alt wie der Fußball selbst: Sollten Vereine primär auf Spieler aus den eigenen Reihen setzen, um den lokalen Charakter zu wahren? Oder sollte der sportliche Erfolg im Vordergrund stehen, auch wenn dies bedeutet, talentierte Spieler von außerhalb zu holen? Viele Amateurvereine stehen genau an dieser Weggabelung. Auf der einen Seite die Fußballromantiker, die stolz darauf sind, dass in ihrem Verein hauptsächlich Spieler aus dem eigenen Dorf auflaufen. Auf der anderen Seite jene, die meinen, dass ohne gezielte Verstärkungen von außerhalb der sportliche Erfolg ausbleibt.
Ein schmaler Grat: Der Versuch eines Mittelwegs
Doch gibt es auch einen Mittelweg? Viele Vereine versuchen, die Balance zu finden: Eine gesunde Mischung aus lokalen Spielern, die den Verein und die Region verkörpern, und externen Talenten, die das Team auf ein höheres Niveau heben. Dieser Weg ist jedoch ein schmaler Grat und erfordert Fingerspitzengefühl – sowohl in der Vereinsführung als auch im Umgang mit den Fans und Spielern.
Werte und Ziele im Einklang?
Ein weiterer Aspekt, der oft für Diskussionen sorgt, ist die Frage der Authentizität. Vereine, die nach innen oder außen hochgesteckte Ziele formulieren, aber in der Praxis vor allem auf lokale Spieler setzen, geraten schnell in einen Widerspruch. Einerseits möchten sie den „Stallgeruch“ bewahren, andererseits scheinen sie sich nicht bewusst zu sein, dass sportlicher Erfolg oft nur mit einem gewissen Maß an externen Verstärkungen erreichbar ist.
Das ganze lässt sich genau so gut umkehren. Es gibt Vereine, die ganz klar intern und extern kommunizieren, dass sie auf Spieler aus der eigenen Jugend und aus der lokalen Umgebung des Vereines setzen wollen und dennoch kommt immer wieder zum Vorschein, dass sie externe Spieler ansprechen oder gar locken, wodurch Eigengewächse in ihrer Entwicklung blockiert werden könnten.
Fazit: Ehrlichkeit und Konsequenz gefragt
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es im Amateurfußball nicht nur um sportliche Erfolge geht, sondern auch um Werte, Gemeinschaft und Identität. Doch um glaubwürdig zu bleiben, sollten Vereine offen und konsequent zu ihren eignen Werten und Worten stehen – egal ob sie auf Fußballromantik oder Leistung setzen. Nur so können sie langfristig sowohl sportlichen Erfolg als auch die Unterstützung ihrer Anhänger sicherstellen.
Zu welcher Sorte von Amateursportlern gehört ihr? Seid ihr eher der Fußballromantiker oder achtet ihr auf das Leistungsprinzip? Eure Meinung würde uns interessieren. Schreibt uns doch einfach per Privatnachricht an den NordKick Instagram Account (nord_kick) oder per E-Mail an nord-kick@web.de .
Bericht und Bild: Ole Jacobsen.